Nachdem wir den Musikunterricht um 5:00 Uhr morgens leider verpasst haben, sitzen wir jetzt auf der Terrasse und genießen unseren ersten (Instant-)Kaffee. Mit einer Mischung aus Neugierde, Schüchtern- und Ängstlichkeit werden wir mißtrauisch von den Kindern beäugt. Gegenseitig beobachtet man sich und weiß nicht so recht mit den anderen etwas anzufangen. Ich vermute, das wird sich in den nächsten Tagen ganz schnell ändern.
Wir wollte erstmal eine Runde durch das Dorf gehen und kamen gerade einmal die 150 Meter weit bis zum Dorfteich am Rande des Dorfes. Wir wurden gleich von den ersten Bewohnern abgefangen und zur Familie nach Hause eingeladen. Wir vermuten, dass der Sohn des Hauses gerade erst geheiratet hatte. Die ganze Familie scharrte sich um uns, zwei Stühle wurden bereitgestellt und plötzlich waren wir umringt von mehr als 20 Erwachsenen und Kindern. Die Neugierde war sowohl auf deren, als auch auf unserer Seite groß. Die Kommunikation erwies sich als etwas schwierig, denn nur einer konnte ein paar Brocken Englisch. Sie fotografierten uns, wir fotografierten sie. Die junge Braut hat sich sogar extra für das Foto noch mal hergerichtet und auch ihr Mann hatte sich extra seinen Anzug angezogen. Leider (oder zum Glück?) hatte ich den Smartphone-Drucker nicht dabei; wir werden als morgen noch einmal zu denen gehen und das ausgedruckte Foto überreichen. Am Ende wollte jeder fotografiert werden. Man reichte uns Wasser, Tee und Kekse und wir mussten uns mit sanfter Gewalt unseren Weg nach draußen bahnen, sonst säßen wir wahrscheinlich immer noch dort. Wir sind dann erstmal nicht weiter durch das Dorf gegangen, um nicht in die Häuser jeder einzelnen Familie einkehren müssen; laut Internet (Stand 2011) besteht das ganze Dorf aus 197 Haushalten. Mal sehen, ob wir zum Schluss alle Familien des Dorfes kennengelernt haben …
Zurück im Quartier haben wir uns den Kindern angenähert. Ich hatte einen Elefanten mit Luftballon gemalt und es einen Mädchen gegeben, was sehr gut ankam. Ganz stolz wurde das Bild rumgereicht. Für uns ist es gerade extrem schwierig, die ganzen Namen zu behalten. Wir konnten uns ja nicht einmal den Namen der College-Studentin merken. Sie hat uns dann auch den Kindern auf Punjabi vorgestellt hat. Einige Kinder sprechen ein paar Worte English, andere garnicht. Eine Unterhaltung mit den Kindern ist somit nur mittels Gestik und Mimik möglich. Am Spätnachmittags waren wir jetzt mit den Kindern zu einem Sikh-Tempel gefahren, in dem es, für jeden der mag, ein einfaches, kostenloses Essen gibt. Es ist schön zu sehen, wie wohlerzogen die Kinder sind und die Größeren auf die Kleineren aufpassen. Sehr beeindrucken.
Die Fahrt mit dem Pickup zum Sikh-Tempel war etwas abenteuerlich! Dir größeren Kinder fahren auf der Ladefläche stehend mit, die kleineren sitzen auf dem Boden. Die Straßen hier auf dem Land sind Schlagloch-Pisten mit Überresten von Asphalt, so dass die Fahrt zu einem kleinen Balanceakt wird. Die Scheu der Kinder hatte sich mit der Fahrt zum Tempel schlagartig gelegt. Wir freuen uns schon auf die kommenden Tage.
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