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20.09.2024 - der Lungshan Temple und ein Rätsel gelöst

Fangen wir mal mit des Rätsels Lösung an: Wir hatten gestern auf dem kleinen Nachtmarkt eine schwarze Masse im Erdnussmantel probiert und wußten nicht, was das ist. Heute waren wir nach dem Besuch des Lungshan Tempels (manchmal auch Longshan geschrieben) wieder auf einem Straßenmarkt und dort war wieder so ein Essenstand wie gestern, der eine schwarze Masse am Stil mit Erdnussmantel verkaufte - diesmal allerdings mit einem Schild auf Englischer Sprache:

Bei der schwarzen Masse handelt es sich also um Schweineblut. Bevor sich alle ekeln und schütteln: Wir essen in Deutschland auch Schweineblut - man denke nur an Blutwurst mit Sauerkraut. Hier wurde das Blut allerdings geliert und wird dann unter Dampf noch mal erhitzt. Anschließend wird es mit Chilli und Koriander gewürzt und mit gemahlenen Erdnüssen paniert. 

Doch alles schön der Reihe nach:

Zunächst haben wir heute den Lungshan Tempel besucht. Die Größe des Longshan-Tempels beträgt ungefähr 1.600 Quadratmeter und ist in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Sein Grundriss ist dem chinesischen Schriftzeichen 回 nachempfunden, im Zentrum des viereckigen Innenhofes befindet sich die Haupthalle des Tempels. Das ist die typische Palast-Form der traditionell-chinesischen Architektur, welche auf einer deutlichen Mittel-Achse von Pailou (Scheintor), der Vorhalle, der Haupthalle und der hinteren Halle beruht. Die Hauptgottheit des Tempels ist Kuan Yin.

Während der Qing-Dynastie wanderten viele Han-Chinesen aus Fujian und Guangdong nach Taiwan ein. Wegen des gefährlichen Weges und der Schiffspassage über die Taiwan-Straße nahmen sie ihre Volksreligion wie einen Schutz mit nach Taiwan und errichteten dort Tempel nach heimatlichem Vorbild. Der Longshan-Tempel ist dafür ein gutes Beispiel. Er wurde 1738 von Einwanderern aus der chinesischen Präfektur Quanzhou erbaut. 

Nach einem Erdbeben im Jahre 1815 und einem Taifun von 1867 wurden Reparaturen durchgeführt. Um die Reparatur eines Termitenschadens zu ermöglichen, gab 1919 ein buddhistischer Mönch seine ganzen Ersparnisse, so dass der Tempel restauriert werden konnte. So blieb der Tempel bis heute erhalten. 1945 wurde seine Haupthalle zerstört, die Statue Kuan Yins wurde jedoch nicht beschädigt.

Interessant war für uns die Befragung der Götter: Man zieht einen Stab auf dem eine Nummer steht. Danach wirf man zwei halbmondartige Stein und fragt die Götter, ob die gezogene Zahl gut ist. Je nach Lage der Steine ist das entweder eine Zustimmung, Ablehnung oder Unentschlossenheit. Ist man also mit der gezogenen Zahl unzufrieden, beginnt das Spiel von Neuem - solange bis man selber und die Götter mit der Wahl zufrieden sind. Anschließend geht man zu einem Schrank mit kleinen Schubladen und aufgedruckter Nummer. Man öffnet dann die Schublade mit der Zahl, die man gezogen hatte und die genehm war, und entnimmt dieser einen Zettel, auf dem eine Weissagungen geschrieben steht.

Nach dem Tempelbesuch haben wir in einer Seitenstrasse einen Straßenmarkt gesehen. Ein Flohmarkt auf dem es allen möglichen Krempel zu kaufen gab - genau wie bei uns.

Und nun noch mal zu des Rätsels Lösung: Denn genau auf diesem Markt fanden wir die Lösung zu unserem Rätsel, was wir da gestern gegessen hatte. Denn auch hier wurden an einem Stand solche Spieße verkauft. Wie oben beschrieben handelt es sich um geliertes Schweineblut. Es mag den einen oder anderen etwas ekeln, aber wir können nur sagen, es schmeckt gut. Als wir an dem Stand waren und das Schild betrachteten (fotografierten), mussten wir natürlich auch einen Spieß essen. Unsere ersten Bissen wurden von den umstehenden Leuten genauestens betrachtet und kommentiert. Man war neugierig, wie wir reagieren würde - sie wussten ja nicht, dass wir so einen Spieß schon einmal probiert hatten. Natürlich streckten wir, nachdem wir gegessen hatten, beide Daumen hoch und bekundeten, wie lecker das gewesen sei.

Da wir die ganze Zeit wenig getrunken hatten, hatten wir einen tierischen Durst. Eigentlich bräuchten wir jeder eine große Flasche Wasser, aber bis auf ein Café war nichts in Sichtweite. Ich drängte ein bißchen, doch wenigstens einen Kaffee zu trinken als gar nichts, und so betraten wir den Laben (leider habe ich von dem Café selber kein Foto gemacht). Wir waren anscheinend die ersten Touristen, die dieses Café je betreten hatten, denn alle Gäste blickten auf uns sahen uns erstaunt an. Der Mann der Inhaberin sprach ein paar Brocken English und wir erklärten ihm, dass wir gerne einen Kaffee trinken würden. Er übersetzte das dann seiner Frau, die hinten in der Küche verschwand und mit zwei Instantkaffees wiederkam. Man reichte uns zum Kaffee gesüßte dicke Bohnen, Kekse und gelbe Melone.

Uns gegenüber saß ein Mann, der interessant aussah und so fragte ich ihn, ob ich von ihm ein Foto machen könnte. Er stimmte dem zu und strahle uns an. Daraus entstand dann die folgende Serie.

Wir hatten alle unseren Spaß dabei und ich glaube, wir waren danach das Gespräch des ganzen restlichen Tages ...

 

Anschließend sind wir nach Ximen gefahren, eine der angesagten Shoppingmeilen von Taipeh. 

Auch hier fanden wir wieder einen Imbiss, vor dem die Leute Schlange standen. Für uns immer ein Zeichen, dass es dort etwas leckeres zu Essen gibt. Hier wurde die "Taiwan Must Eat Combo" angepriesen. "Signiture Brown Sugar Boba Milk" + "Taiwan's Xingfu Taiwanese Fried Chicken"

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