Frühmorgens ist die Welt noch in Ordnung: Der erste Kaffee bei herrlichem Ausblick. Die ersten Sonnenstrahlen durchbrechen die Wolken und einzelne Landstriche werden erleuchtet.
Und dann kamen die Probleme:
Ein nervtötendes Gebrumme von der Abzugsanlage der Küche über uns. Also ab unter die Dusche. Schock - kam nur eiskaltes Wasser - egal wie lange man das Wasser laufen ließ und in welche Stellung man den Hebel dreht. Ein kurzer Wasserstrahl und man war munter. Frühstück gab es erst ab 8:00 Uhr, aber das Gebrumme ging uns auf den Geist. Also trotzdem rauf, auch wenn es erst 7:30 Uhr war. Die Frau von der Rezeption war gerade dabei das Buffet zusammen mit dem Koch herzurichten und deutete uns an, dass es noch kein Frühstück gibt. Wir deuteten auf die Terrasse und so ließ sie uns rein. Eine halbe Stunde auf der Terrasse warten war besser als eine halbe Stunde unten im Zimmer bei dem Gebrumme.
Das Frühstück war übrigens sehr gut! Der Koch war sehr engagiert und sprach sogar Englisch. Nach dem genussvollen Frühstück unterbreiteten wir der Frau an der Rezeption unsere Probleme via Google-Translate. Immerhin funktionierte das so gut, dass sie uns verstand. Sie war allerdings der Meinung, dass wir den Hebel nur falsch bedienen und nicht lang genug gewartet haben. Aber auch bei ihr kam nur kaltes Wasser. Kurz und gut, Zimmerwechsel. Zum Glück auf der gleichen Etage, nur ein paar Zimmer weiter vorne.
Nach diesem Start in den Tag wollten wir uns zumindest die Jiufen Old Street ansehen - das Highlight des Ortes. Unser Weg führte und über diverse Treppenstufen an einem Tempel vorbei hinab zu der Old Street. Der ganze Ort scheint nur aus Treppen zu bestehen ...
Um 10:00 Uhr morgens war noch alles ruhig, nur vereinzelt liefen ein paar Touristen durch die Gassen. Natürlich mussten wir in dem Teehaus von Jiufen eine Tee-Zeremonie mitmachen.
Nachdem wir unseren Tee getrunken hatten (war nicht die beste Qualität - man zahlt hat für des Gebäude, die Aussicht und die Tee-Zeremonie), sahen wir in den Gassen ein ganz anderes Bild: Touristenströme wohin man sieht. Ich bin noch etwas durch die Gassen gelaufen, mir die Touristenmassen anzusehen: Overtourism vom Feinsten. Mit dem Teehaus im Hintergrund setzt man sich natürlich für Instagram & Co in Pose, macht Selfies oder läßt sich fotografieren.
Nachdem auch ich genug von den Touristenmassen hatte, bin ich noch etwas durch die Seitengassen gegangen und beim Friedhof rausgekommen. Ich finde Friedhöfe immer sehr interessant. Hier fühlte ich mich an kleine Einfamilienhäuser mit Vorgärten erinnert ... allerdings werden die Gräber anscheinend nicht weiter gepflegt, denn die ganzen Wege und Treppen sind zugewuchert.
Es reizt natürlich abends noch mal runterzugehen, um dann das im rötlichen Licht der Lampions erstrahlende Teehaus aufzunehmen - so wie es 100.000 andere Touristen auch machen wollen ... Soll man sich das wirklich antun? Um ehrlich zu sein: Nein. Man sieht nichts vor Menschenmassen. Alles schiebt und drückt, drängelt und schubst, nur um 1 Meter weiter zu kommen. Bis zum Teehaus schafft man es erst gar nicht. Zumindest um 18:30 Uhr war überhaupt kein durchkommen mehr.
Ich habe mir den Stress jedenfalls nicht angetan. Das Foto hat mir gereicht. Es ist mal wieder ein sehr schönes Beispiel für Overtourism ... Instagram lässt grüßen ...
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