Heute, der 26.01.2025, ist Republic Day. Eigentlich ein Feiertag, der in Delhi auch mit einer großen Parade gefeiert wird. Hier in Prayagraj (Allahabad) wird der Republic Day nicht gefeiert - hier steht die Kumbh Mela im Vordergrund.
An das frühe aufstehen habe ich mich inzwischen gewöhnt, nur nicht an die 24/7-Dauerbeschallung. Die Inder müssen alle schwerhörig sein ... Um 5:30 Uhr sind wir zu den Booten marschiert. Wir wollen heute in kleinen Gruppen vom Boot aus fotografieren. Über 4.000 Boote sind zur Zeit auf dem Ganges. Wer den indischen Straßenverkehr kennt, kann sich vorstellen, wie es hier auf dem Ganges zugeht. Jeder versucht den besten Platz zu bekommen und es herrscht ein Gedränge und Geschiebe. Immer wieder kracht einem ein anderes Boot in die Seite. Obwohl der Ganges nur knietief ist, müssen alle Schwimmwesten tragen. Vorschrift - keine Diskussion möglich. Die Boote sind eng, auch wenn wir nur 4 Fotografen und ein Guide sind, und die Schwimmwesten behindern einen noch zusätzlich! Zwei Mann manövrieren das Boot: Einer rudert, einer steuert. Wo das Wasser zu flach ist, steigen sie aus und schieben.
Ich fühle mich in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt und habe das Gefühl, ein vernünftiges Foto hinzubekommen. Mir geht es nicht alleine so und so versuchen wir die Stimmung mit den Kameras bestmöglich einzufangen.
Wir machen einen kurzen Landgang auf einer Sandbank. Mir fehlt die Motivation und so lasse ich mich treiben. Auch ein Fotograf muss mal nur mit den Augen genießen können und die Stimmung auf sich wirken lassen. Es ist erstaunlich, wie friedlich es trotz dieser gewaltigen Menschenmassen hier zugeht. Natürlich herrscht auch hier das für Indien typische Geschiebe und Gedränge - aber doch irgend wie anders als in Delhi auf der Strasse - irgendwie entspannter (ober bin nur ich gerade tiefenentspannt?).
Zurück an der "Anlegestelle" geht es wieder zu wie bei einem Galeeren-Kampf. Da wird dem anderen kein Zentimeter Raum gelassen. Selbst wenn die Boote dicht beieinander liegen ist dazwischen immer noch Platz für ein weiteres. Mit Gewalt geht alles und wer den besten Platz hat hat auch schnell wieder neue Gäste an Bord. Wie überall dreht sich auch hier alles nur darum, möglichst viel Geld zu verdienen.
Die Mittagspause nutze ich meistens zur Datensicherung und ersten Sichtung der Fotos.
Am Nachmittag waren wir natürlich wieder bei den Nagar-Babas. Man könnte sie quasi als Rockstars der Kumbh Mela bezeichnen. Entsprechend ist da dann auch der Andrang.
Die Kumbh Mela ist auch der Ort für die Einweihungen und Aufnahme von Schülern in ihre Gemeinschaft. Bei der Einweihung werden die Novizen kahl rasiert und nehmen ein Rituals Bad im Ganges. Letztere geschieht im Geheimen. Wir sind ihnen aber auf deren Rückweg vom Bad begegnet. Sie haben sich dann noch mal Versammelt, wobei der Ort von der Polizei abgesperrt wurde und eigentlich nur Presse und geladene Gäste reingelassen wurden. Wir hatten dicke Kameras dabei und als sie mich etwas fragten, antwortete ich nur "German" und durfte passieren.
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