Um 5:30 Uhr ging es wieder los zu den Pontonbrücken, aber auch der zweite Versuch, an den Pontonbrücken ein paar tolle Fotos zu machen ist gescheitert. Die Brücken sind immer noch gesperrt. Gründe für die Sperrung erfährt man nicht.
Inzwischen strömten immer mehr Gläubige auf das Gelände; auf den Wege und Strassen wird es langsam eng.
Da wir nicht auf die Brücken durften, ging es runter an den Strand. Unter den Pilgern, die hier ihr Bad nehmen wollen, findet sich immer ein interessantes Fotomotiv.
Für heute endet damit erstmal das Programm. Um 14:00 Uhr treffen wir uns noch einmal zur Lagebesprechung. Wir werden uns in zwei Gruppen teilen. Eine kleine Gruppe (3 Leute) wird sich um Mitternacht ins Gewühl stürzen und verbringt dann den Rest der Nacht mit Warten, an dem Ort, an dem vielleicht/wahrscheinlich die heiligen Männer aufbrechen, um zum Sangam zu gehen und dort ihr heiliges Bad zu nehmen. Die heiligen Männer werden sich irgendwann im Morgengrauen auf den Weg zmachen. Unser Ziel ist es, vom Aufbruch der heiligen Männer bzw. von ihrem Weg zum Ganges, Fotos zu machen. Es wird brechend voll werden und ob wir bei dem Gedränge überhaupt Fotos machen können ist fraglich. Die Polizei soll auch rigoros sein und ggf. auch mit Stöcken zuschlagen - also ähnlich, wie ich es schon vorgestern bei der Versammlung der Novizen erlebt habe. Es ist Kumbh Mela, d.h. man muss mit hier mit allem rechen und sollte auf seine Instinkte hören. Auch wenn man durch die Linse guckt sollte man das Geschehen ringsherum immer im Blick haben.
Die "sicherere" Alternative ist, von der Straßenbrücke aus mit dem Teleobjektiv zu versuchen, die heiligen Männer auf den Pontonbrücken zu erwischen.
Unsere Guides versuchen jetzt, möglichst viele Informationen zu erhalten, um uns dann zu den entsprechenden Stellen führen zu können. Es wird auf alle Fälle eine lange Nacht werden ...
Auch die darauffolgende Nacht wird mehr oder weniger schlaflos sein, da wir dann mitten in der Nacht, um 2:00 Uhr früh, zum Flughafen aufbrechen werden. Auch wenn unsere Maschine nach Delhi erst um 15:00 Uhr, wissen wir nicht, wie voll die Straßen sind ... wir werden mit Sicherheit nicht die einzigen sein, die zurück wollen ...
So eine Reise stresst das Equipment. Kamera und Objektive müssen nach jedem Einsatz geputzt werden. Es ist einfach zu viel Staub in der Luft. Bei unseren nachmittäglichen Ausflügen setzten viele von uns schon freiwillig Atemschutzmasken auf oder ziehen einen Schal vor Mund und Nase. Meine Fototasche ist den Strapazen nicht mehr gewachsen und zeigt Ermüdungserscheinungen ...
Ich hatte die Tasche schon mal mühevoll geflickt, aber jetzt scheint ihr Lebensende leider endgültig erreicht zu sein. Sie war ein treuer Begleiter, habe ihr immer viel zugemutet und sie nie geschont, aber sie hat auch alles brav mitgemacht.
So, inzwischen gab es mehrere Planänderungen:
Zunächst hatte man mir angeboten, ich könne für 1.200,-€ bei den Akharas auf einem Festwagen mitfahren. Der Gedanke war verlocken, allerdings sind 1.200,-€ für indische Verhältnisse verdammt viel Geld (und das ist auch eine Summe die man nicht mal so eben zahlt). Es stellte sich dann heraus, dass man zwar fotografieren darf, aber nur mit dem Handy. Mit der Kamera nicht. Ich müsse die Summe (1.200,-) auch in Bar bezahlen. Was sagt uns das? Vorsicht Abzocke!
Auch der Plan, um Mitternacht zu den Akharas zu gehen und die Vorbereitungen der Prozession ist gescheitert, die Polizei hat bereits vorzeitig alles weiträumig abgesperrt. Somit bleibt Plan B übrig, wir gehen alle gemeinsam auf die Straßenbrücke und versuchen von dort aus ein paar Fotos zu machen.
Das ist Indien und die Kumbh Mela. Alles ist möglich, aber alles ändert sich auch mindestens genauso schnell wieder. Man muss in Indien flexibel sein und sehen was kommt. Man kann es auch positiv sehen: Ich kann jetzt wenigstens bis 4:00 Uhr morgens im Bett schlafen! Ist doch was, oder? ...
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