Die nächtliche Folter begann wieder um 2:00 Uhr morgens. Es sind immer die gleichen monotonen, sich oft dauerhaft wiederholenden Rezitationen, die über Lautsprecher die nächtliche Ruhe stören. An Schlaf ist nicht zu denken, denn die Lautsprecher schallen ohrenbetäubend bis 7:00 Uhr morgens. Im Stundenrhythmus gibt es zwischendurch ein 30-minütige Pause. Mit etwas Glück können wir maximal 4 Stunden schlafen, entsprechend müde sind wir tagsüber. Wie die Kinder zu ihrem erholsamen Schlaf kommen, wissen wir nicht. Wahrscheinlich sind sie es einfach nur gewöhnt (sofern man sich daran gewöhnen kann). Immerhin bekommen wir dadurch die tollen Sonnenaufgänge mit.
Nach dem Frühstück haben die Kinder ihre Gatka-Übungen gemacht. Gatka ist eine alte Kampfkunst der Sikhs. Es ist eine Art Stockkampf mit Holzstäben, die Schwerter simulieren sollen. Der in Gatka verwendete Stock besteht aus Holz und ist normalerweise 91–107 cm lang, mit einer Dicke von etwa 12,7 mm. Es hat meistens einem montierten Ledergriff und wird oft mit mehrfarbigen Fäden im Punjabi-Stil verziert. Die andere im Sport verwendete Waffe ist ein Schild, auch Phari genannt. Es hat eine runde Form und misst im Durchmesser ca. 23 Zentimeter. Das Schild besteht aus trockenem Leder und ist entweder mit Baumwolle oder trockenem Gras gefüllt, um die Hand des Spielers bei vollem Kontakt mit dem Stock zu schützen.
Die Kampfkunst der Sikh stammt aus der Notwendigkeit, Dharam (Gerechtigkeit) zu verteidigen und basiert auf der Vereinigung von Geist und Körper (Miri Piri). Das Fundament der Gatka heißt Panthra, eine vierstufige Bewegung, die die Koordination zwischen Verteidigungsblöcken, Fußbewegung und Waffenbewegung lehrt. Die Idee ist, zwischen geistiger Schärfe, geistiger Sensibilität und körperlicher Leistungsfähigkeit so fließend zu werden, dass auf dem Schlachtfeld ein Gleichgewicht hergestellt wird. Um diese Fließfähigkeit und diesen Rhythmus zu erreichen, wird der Panthra der Vers und Rhythmus des Bani "Jaap Sahib" beigebracht. Jedes Shastra (Waffe) wird zu einer natürlichen Erweiterung des Körpers und entspricht dem Willen und sogar den stillen Rezitationen des Geistes durch Gurbani (Worte des Gurus). Gatka ist mehr als eine Kampfkunst, es ist eine Kunst, die von Generation zu Generation weitergegeben und als vollständige geistig-körperlich-spirituelle Disziplin gelehrt wird.
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